Kürzlich bin ich auf einen interessanten Fall gestoßen, der die Komplexität des Trennungsjahres in Deutschland verdeutlicht. Das Amtsgericht München hatte in seinem Urteil vom 1. Februar 2001 (Aktenzeichen nicht angegeben; doch vgl. AG München, Beschluss vom 14.08.2024 – 554 F 3511/24) über eine Situation zu entscheiden, die besonders bei Familien mit internationalem Hintergrund auftreten kann. In dem Fall ging es um ein indisches Ehepaar, das seit 2010 verheiratet war und zwei gemeinsame Kinder hatte. Die Ehefrau reichte im April 2022 die Scheidung ein, nachdem sie im März desselben Jahres aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen war. Der Ehemann bestritt jedoch, dass sie tatsächlich ausgezogen sei, da sie weiterhin regelmäßig in der Wohnung übernachtete und sich um die Kinder kümmerte. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass das Trennungsjahr in diesem Fall noch nicht abgelaufen war. Es betonte, dass für ein Getrenntleben nach deutschem Recht zwei wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen: eine räumliche Trennung und eine wirtschaftliche Entflechtung. In der Praxis zeigt sich, dass besonders die wirtschaftliche Entflechtung oft problematischer ist als die Frage der räumlichen Trennung. Viele Paare unterschätzen diesen Aspekt, wenn sie sich trennen. Es geht dabei nicht nur darum, getrennte Wohnungen zu haben, sondern auch darum, die finanziellen Angelegenheiten vollständig zu trennen. Die wirtschaftliche Entflechtung beinhaltet, dass die Ehepartner ihre Finanzen unabhängig voneinander regeln. Das bedeutet separate Konten, getrennte Haushaltsführung und keine gemeinsamen finanziellen Verpflichtungen mehr. Oft sieht man Fälle, in denen Paare zwar räumlich getrennt leben, aber weiterhin gemeinsame Konten führen oder finanzielle Entscheidungen gemeinsam treffen. Dies kann dazu führen, dass das Gericht das Trennungsjahr als nicht erfüllt ansieht. Es ist ratsam, sich bereits in der Trennungsphase rechtlich beraten zu lassen. Es ist wichtig, alle Aspekte des Getrenntlebens zu verstehen und umzusetzen, um unangenehme Überraschungen im Scheidungstermin zu vermeiden. Zu oft erleben Betroffene erst im Gerichtssaal, dass ihr Trennungsjahr aus rechtlicher Sicht noch gar nicht begonnen hat. Zusammenfassend möchte ich betonen, dass das Trennungsjahr mehr ist als nur ein räumliches Auseinandergehen. Es erfordert eine ganzheitliche Trennung der Lebensbereiche, insbesondere in finanzieller Hinsicht. Eine frühzeitige und gründliche rechtliche Beratung kann hier viele Probleme vermeiden und den Weg zu einer reibungslosen Scheidung ebnen.Die Ausgangslage
Das Urteil
Meine Einschätzung
Trennungsjahr? Er ist doch nur mit allen Sachen ausgezogen
Trennungsjahr? Er ist doch nur mit allen Sachen ausgezogen was last modified: November 29th, 2024 by