Als Fachanwalt für Familienrecht beschäftige ich mich in meiner täglichen Praxis zwar nicht mit Straf- oder Verkehrsrecht, dennoch versuche ich, mich auch in anderen Rechtsgebieten auf dem Laufenden zu halten. Ein kürzlich ergangenes Urteil des OLG Frankfurt am Main (Beschluss vom 21.12.2023, Az. 2 ORBs 42/23) hat meine Aufmerksamkeit besonders erregt, da es eindrucksvoll zeigt, wie wichtig es ist, vor Gericht wohlüberlegt und sparsam mit seinen Aussagen umzugehen. In dem verhandelten Fall ging es um einen Autofahrer, der wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis angeklagt war. Der entscheidende Wendepunkt kam, als der Angeklagte vor Gericht erklärte, er habe die Verkehrsschilder nicht verstanden, da er „kognitiv eingeschränkt“ sei. Was zunächst als Entlastung gedacht war, erwies sich als Bumerang: Das Gericht wertete diese Aussage als Eingeständnis, dass der Angeklagte aufgrund seiner eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten gar nicht in der Lage war, ein Fahrzeug sicher zu führen. Das OLG Frankfurt bestätigte die Verurteilung des Angeklagten wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Die Richter argumentierten, dass jemand, der einräumt, Verkehrsschilder nicht zu verstehen, offensichtlich nicht die notwendigen Voraussetzungen zum Führen eines Kraftfahrzeugs erfüllt. Somit hatte der Angeklagte mit seiner eigenen Aussage praktisch sein Vergehen bestätigt. Dieser Fall unterstreicht eindrücklich, was ich meinen Mandanten auch in zivilrechtlichen und familienrechtlichen Verfahren stets rate: Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie vor Gericht sagen. Allzu oft haben Mandanten kein Gespür dafür, wie ihre Aussagen vom Gericht interpretiert und gewertet werden können. Hier kommt das bekannte Vier-Ohren-Modell aus der Kommunikationstheorie ins Spiel. Was der Sender (in diesem Fall der Angeklagte) sagt, wird vom Empfänger (dem Gericht) auf vier verschiedenen Ebenen gehört und interpretiert: Sachinhalt: Was wurde konkret gesagt? Selbstoffenbarung: Was sagt die Aussage über den Sprecher aus? Beziehung: Wie steht der Sprecher zum Empfänger? Appell: Wozu will der Sprecher den Empfänger veranlassen? Im vorliegenden Fall hat das Gericht besonders die Selbstoffenbarungsebene der Aussage des Angeklagten interpretiert und daraus weitreichende Schlüsse gezogen. Abschließend möchte ich allen, die sich in einem Gerichtsverfahren wiederfinden, dringend ans Herz legen: Lassen Sie sich nicht nur anwaltlich beraten, sondern beherzigen und befolgen Sie auch den Rat, den Sie von Ihrem Rechtsbeistand erhalten. Im Zweifel kann es durchaus die beste Strategie sein, von seinem Recht zu schweigen Gebrauch zu machen. Denn wie dieser Fall eindrucksvoll zeigt: Manchmal ist Schweigen tatsächlich Gold.Der Fall: Ein überraschendes Geständnis
Die rechtlichen Konsequenzen
Die Lehre: Weniger sagen kann mehr sein
Das Vier-Ohren-Modell in der Praxis
Mein dringender Rat

Wenn Schweigen Gold ist – Eine Lehre aus einem aktuellen OLG-Urteil
Wenn Schweigen Gold ist – Eine Lehre aus einem aktuellen OLG-Urteil was last modified: Februar 19th, 2025 by